Die Achse der Macht

Wenn Sie die Hauptallee des Park Sanssouci aus Richtung der Innenstadt betreten, finden Sie dort einen Obelisken. Der Obelisk ist Teil der Ost-West-Achse durch den Park, die auch als Achse der Macht, des Sieges und Triumphes gedeutet werden kann. Die Parkgestaltung – der Obelisk und alle Rondelle und Skulpturen im Park Sanssouci – können als verschlüsselte Botschaften verstanden werden. Die künstlerische Ausstattung des Gartens von Sanssouci geht im Kern auf Friedrich den Großen zurück. Der Park Sanssouci kann als Ebenbild seiner Lebenshaltung und Weltanschauung verstanden werden. Friedrich der Große skizzierte oft eigenhändig Gestaltungsvorschläge für Architektur und Gärten.

Obelisk Park Sanssouci
Obeliskportal mit Blick nach Osten (Foto: Jens Cederskjold Wikimedia Commons)

Der Obelisk markiert den Beginn der Achse der Macht. Er ist mit Zeichen geschmückt, die wie Hieroglyphen aussehen. Tatsächlich entspringen die Zeichen aber der Fantasie des Künstlers. Der Obelisk steht für den Ursprung aller Königreiche, für das alte Ägypten. Wenn Sie von dort aus Richtung Westen laufen, folgt ein Säulenportal. Dort sehen Sie Vasen und ruhende Nymphen. Dann folgt eine Reihe mit zwölf antiken römischen Büsten. Friedrich der Große kaufte die Büsten im Jahr 1742 von Melchior de Polignac. Mit dem Kauf besaß er eine der größten Antikensammlungen des damaligen Europas. Die Büsten spielten eine wichtige Rolle für Friedrichs imperiale Selbstdarstellung.

Nach den Referenzen zu den antiken Großmächten in Ägypten und Rom, gelangen Sie zu dem sogenannten M-Rondell. Zu der gegenwärtigen politischen Relevanz des M-Rondells finden Sie einen weiteren, ausführlichen Beitrag auf unserer Website.

Friedrich der Große positionierte das M-Rondell bewusst auf der Achse der Macht. Er stellte so einen Kontrast her. Schon damals gab es offensichtlich abwertende Stereotype über Schwarze Menschen, die Friederich der Große bewusst nutzte. Die beiden weißen Büsten können als Marc Aurel und Titus Vespasian identifiziert werden. Die römischen Herrscher befinden sich mittig zwischen vier Schwarzen Büsten. In der damaligen preußischen Vorstellung symbolisieren die Schwarzen Büsten Afrika. Es gilt als rückständig. Deshalb sind sie so angeordnet, dass die Schwarzen Büsten zu den Römern aufblicken.

Uns fällt auf, dass das M-Rondell im Gegensatz zu allen anderen, nur in zwei Richtungen führt: entweder in Richtung der antiken Hochkulturen oder in Richtung des Oranierrondells. Es ist ein kleines Detail, aber trotzdem symbolisch relevant. Schwarzsein wird im Park als definitiv nicht erstrebenswert dargestellt. Schwarzsein wird absichtlich mit abwertenden Vorstellungen verbunden.

M-Rondell Park Sanssouci
M-Rondell im Park Sanssouci (Foto: Elisabeth Nechutnys)

Das nächste Rondell ist das Oranierrondell. Es besteht aus Büsten von Mitgliedern des niederländischen Könighauses. Auch zu diesem Rondell finden Sie noch einen ausführlicheren Beitrag auf unserer Seite. Auf der Achse der Macht erscheinen die Niederlande als Vorbild, genau wie die Antike. Preußen soll sich ein Beispiel nehmen. Die Niederlande waren erfolgreiche im Handel und hatten ein großes Imperium aufgebaut. Ihre Handwerkskunst war den Preußen weit voraus.

Nach dem Oranierrondell folgen weitere, z.B. das Musenrondell. Zuletzt wird der Höhepunkt erreicht: Das Neue Palais. Das barocke Schloss mit seinem Triumphbogen hält Versprechen für eine neue Zeit bereit.

Insgesamt hat Friedrich der Große es geschafft in der Mittelachse von Sanssouci viele Szenen kontrastierend zusammenzusetzen. Die Inszenierung verweist deutlich auf Friedrichs Lebensziele und Weltanschauung. Sein Preußen strebt nach Wohlstand und Bildung. Die Achse deutet daraufhin, dass die Preußen sich an antiken und zeitgenössischen Hochkulturen orientieren sollten. Afrika steht jedoch symbolisch für Rückständigkeit und übt dennoch eine gewisse Faszination aus.

Triumphbogen am Neuen Palais
Der Triumphbogen am Neuen Palais (Foto: Elisabeth Nechutnys)

Text von Anna von Rath

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